„Waldrappe, Wölfe, Welse ...“ – Hochinteressante Exkursionen beim Internationalen Symposion für Vivaristik

34. Internationales Symposion für Vivaristik Mensch-Tier-Umwelt

Am Freitag, den 24. September 2010 fanden sich über 100 Wissenschaftler, Hobbyforscher, Aquarianer, Terrarianer und Naturbegeisterte im Seminardorf Königsleitn von Litschau in Niederösterreich zur diesjährigen Eröffnungsveranstaltung des Internationalen Symposions für Vivaristik ein.

 

Die seit 1976 jedes Jahr durchgeführte Veranstaltung des Wiener Volksbildungswerks - Basis.Kultur.Wien mit ihren lehrreichen Vorträgen und Exkursionen ist unter deutschen Aquarianern und Terrarienfreunden noch weithin unbekannt. Ein Grund mehr, an dieser Stelle einen kleinen Einblick zu geben.

Powerpoint-Vortrag von Hans ESTERBAUER: Geckos - Biologie und Haltung in der terraristischen Praxis

An diesem Freitag Abend wie auch das gesamte Wochenende über begeisterten die Referenten mit ihren Lichtbildvorträgen, die thematisch von Schlangen, Geckos und Schildkröten, von aphrodisischen Insekten und „Fesselspielen“ bei Spinnen über Raubwelse und Nachzuchten von Tintenfisch und Seepferdchen bis hin zu Abhängigkeiten im Korallenriff und beispielhaften Pflanzenaquarien reichten. 

Weiter wurde mit EUS eine noch unbekannte, äußerst gefährliche Krankheit verschiedener Zierfischarten vorgestellt. Und in beeindruckenden Exkursions- und Projektberichten gingen die Vortragenden auf die Fischfauna des bolivianischen Amazonasgebiets und des südöstlichen Uruguay sowie auf die Herpetofauna Marokkos und Montenegros ein. Arbeitskreise zur Guppyhochzucht und zu rechtlichen Fragen beim Tierschutz rundeten das Programm ab. Es liegt nahe, dass ich mich hier angesichts der Vielzahl dieser Fachvorträge auf die reine Auflistung beschränken will.

Pausenatmosphäre zwischen den Vorträgen beim Symposion für Vivaristik.

Nachfolgend möchte ich jedoch in Wort und Bild wenigstens meine Eindrücke von den lehrreichen Exkursionen wiedergeben, die am Symposionswochenende selbst und an den beiden folgenden Werktagen durchgeführt wurden. Diese Impressionen folgen natürlich meinen eigenen Interessenschwerpunkten und sind daher mal kürzer, mal ausführlicher gehalten.

Am späten Samstagnachmittag fand die erste Exkursion – wie bei allen Ausflügen mit dem Bus – nach Heidenreichstein statt, das im Nordwesten des Waldviertels liegt. Dort besichtigten wir die gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaute mächtige mittelalterliche Wasserburg. Sie wurde in ihrer gesamten Geschichte nie von Feinden erstürmt, eingenommen oder verwüstet, entsprechend gut ist sie erhalten. Bei der eindrucksvollen Führung durch den dreigeschossigen Wohnflügel mit seinen Wendeltreppen und Arkaden bekamen wir die bedeutende Innenausstattung zu sehen, darunter gotische Möbel, Gebrauchsgegenstände und Portraitgemälde aus den verschiedensten Zeitepochen. Die tausendjährige Tischplatte wie auch der gewaltige Kachelofen der Burg hinterließen besondere Eindrücke.

Bei der anschließenden Abendveranstaltung im Herrenseetheater von Litschau war nicht nur das Waldviertler Buffet, sondern auch der Auftritt von drei Wiener Kabarettisten, genannt L.E.O. (Letztes Erfreuliches Operntheater), ein Genuss.

Haut des Wallers (Silurus glanis)

Interessant waren die Ausführungen am Sonntagnachmittag bei der Firma YUPITAZE in Litschau zum gleichnamigen Pilotprojekt, das Ende 1999 in Zusammenarbeit mit einem Angehörigen des sibirischen Urvolkes der Nanai entstand.

 

Gemeinsam entwickelte man in der Manufaktur ein Verfahren, bei dem die natürliche Farbe und die einzigartige Struktur der Fischhaut vollständig erhalten bleiben. Aus dem "Abfallprodukt" der Haut vieler Fischarten (im Foto wird die von Silurus glanis beziehungsweise des heimischen Wallers gezeigt) entsteht so ein exklusiver Werkstoff für Mode und Accessoires wie Taschen, Geldbörsen, Brillenetuis, ja selbst für diese netten Damenschuhe, an denen sich nicht nur Aquarianerinnen erfreuen dürften.

 

Am Montag, den 27. September, brachen wir ins 40 Kilometer nördlich von Wien gelegene Ernstbrunn auf. Zuvor legten wir kurzfristig noch einen unplanmäßigen Zwischenstopp in Waidhofen ein, einer im nördlichen Waldviertel gelegenen Kleinstadt, wo seit dem Jahr 2002 in einer Großvoliere ein erfolgreiches Zuchtprogramm des Waldrapps durchgeführt wird. Dort erfuhren wir, dass diese Art zur Familie der Ibisvögel gehört, auf der „roten Liste“ steht und damit zu den am meisten bedrohten Tierarten der Welt zählt. Letzte wildlebende Vögel gibt es derzeit nur noch in Marokko. Die Pflege und Wartung der Anlage von Waidhofen sowie die Fütterung der Tiere übernehmen Mitglieder der mobilen Außengruppe des Caritas-Tagesheims. Sie wurden in Wien im dortigen Tiergarten eigens dafür ausgebildet.

Dieser greisenhaft wirkende Einsiedler (Geronticus eremita) ist ein geselliger Vogel, der, wie wir vor Ort unmittelbar beobachten konnten, einen engen, fast liebevollen Kontakt zu Artgenossen sucht. Einen Großteil des Tages verbringen die Waldrappe bei der Nahrungssuche mit dem Stochern im Boden. Bei dieser Art der taktilen Nahrungssuche verwenden sie ihren empfindlichen Schnabel zum Aufspüren von Bodenlebewesen. Dabei werden vorwiegend Würmer und Larven erbeutet.

Imposant war auch die Fütterung der Tiere, die noch bis zum Mittelalter auch in unseren Breitengraden in Europa heimisch waren. Menschliche Verfolgung war der Hauptgrund, warum diese Vogelart in Mitteleuropa vor ca. 350 Jahren verschwunden ist. Zwar stehen heute aufgrund verschiedener Zuchterfolge genügend Tiere zur Auswilderung zu Verfügung. Das Hauptproblem für die Auswilderung ist aber die Tatsache, dass der Waldrapp ein Zugvogel ist, der die Flugroute im ersten Jahr von den Eltern erlernen muss. Von Menschen aufgezogene Jungvögel kennen diese Flugroute nicht. Daher versuchte man zuletzt nicht ohne Erfolg, ihnen mit Leichtflugzeugen vorausfliegen und so den Weg zu zeigen.

Ein Wildpark der etwas anderen Art ist mitten im Weinviertel im niederösterreichischen Ernstbrunn beheimatet. In der weiteren Folge sollte uns im dortigen Wolfsforschungszentrum (WSC für Wolf Science Center) die bislang wohl eindrucksvollste Führung erwarten. Prof. Dr. Kurt KOTRSCHAL, seit 1990 Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie in Grünau/Oberösterreich und Professor am Department für Verhaltensbiologie, Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien, wies zunächst auf den unumgänglich gewordenen Umzug des ursprünglich im Wildpark Grünau angesiedelten WSC nach Ernstbrunn hin, da man sich im Grünauer Wildpark außerstande gesehen hatte, ein Projekt dieser Größe zu beherbergen. Gespräche mit Prinz Heinrich von Reuss, dem Eigner von Schloss und Wildpark Ernstbrunn, waren rasch weiterführend. Man einigte sich auf eine Vereinbarung, die eine für beide Seiten gedeihliche Entwicklung gewährleistet: Danach sorgt der Wildpark Ernstbrunn für die Gehege und einen Teil des Futters, das Wolfsforschungszentrum ist für den wissenschaftlichen Bereich und die Tiere zuständig.

Ungarische Hunde aus dem Tierheim.

Prof. KOTRSCHAL vermittelte uns zahlreiche grundlegende Informationen über das Verhalten und die Lebensweise von Wölfen - was sie mit unseren Hunden gemein haben und was sie von ihnen unterscheidet. Zunächst kamen wir an einem Gehege vorbei, in dem Mischlingshunde gehalten wurden, die aus einem Tierheim in Ungarn stammen, was uns zunächst ein wenig verwunderte, da wir im WSC eigentlich nur Wölfe erwartet hätten. Doch hier klärte uns Prof. KOTRSCHAL rasch auf: Ihr Verhalten soll nämlich mit dem der Wölfe mittels bestimmter Versuchsreihen verglichen werden.

Denn im Wolfsforschungszentrum geht man davon aus, dass Wölfe und Hunde ideal sind, um Kooperation (als die Basis jeden Sozialsystems schlechthin!) mit Artgenossen und mit Menschen zu untersuchen. Ziel des Projektes ist es, in einem Modell, das Hunde, Wölfe und Menschen umfasst, auf verschiedenen Ebenen einen Einblick in die evolutionären, emotionalen und kognitiven Prozesse von Kooperation und deren Entwicklung zu gewinnen. Erforschen will man dies an zwei Rudel Timberwölfen zu je 8 bis 10 Tieren, dazu ebenso vielen Hunden, in eigens dafür eingerichteten Testgebäuden und Gehegen. Das erste Rudel in Form handaufgezogener imposanter, gut trainierter und kooperativer Timberwölfe steht bereits zur Verfügung. Und als Vergleichsgruppe dazu wurden seit Januar 2010 die ungarischen Mischlingshunde aufgezogen.

Die Fotos lassen nur erahnen, wie liebe- und zugleich respektvoll Prof. KOTRSCHAL mit seinen Wölfen umgeht und wie er trotz der Nähe zu den Tieren stets gewisse Sicherheitsvorkehrungen strikt einhält. 

Noch am selben Abend des 27. September empfing uns der Direktor vom Haus des Meeres in Wien, Dr. Michael MITIC, auf der Dachterrasse mit einem Glas Sekt. Unsere Fremdenführerin Ursula SCHWARZ hatte hier noch einmal so richtig Gelegenheit, hoch oben nicht nur auf den einstigen Flakturm, sondern auch auf weitere Gebäude und deren Geschichte einzugehen. Der Sonnenuntergang bot ein fantastisches Bild.

Bei seiner Führung stellte Dr. MITIC die neuen Terrarien und Aquarien vor und wies auf einige Neuzugänge hin: So befindet sich nun beispielsweise im siebenten Stock eine Terrarienanlage mit den als giftige Gilamonster bekannten Krustenechsen - eine Zuchtgruppe immerhin im Wert eines Neuwagens der Mittelklasse; im obersten neunten Stock entstand eine Freilandanlage für Pantherschildkröten. Damit gibt es jetzt auf allen neun Stockwerken Tiere zu sehen. Das Haus des Meeres wird ausgesprochen gut angenommen, allein in den Sommermonaten Juli und August 2010 besuchten es über 80.000 Personen.

Chamäleon im Haus des Meeres

Sodann konnten wir alle je nach Interessenschwerpunkt nochmals gezielt einzelne Stockwerke aufsuchen. Jetzt war Eile geboten, denn um 21.00 Uhr sollten automatisch alle Lichter ausgehen, ein Beobachten der Tiere wäre von da an nicht mehr möglich gewesen.

 

Also ging ich rasch nochmals hinunter ins Erdgeschoss, um dort jetzt völlig ungestört den Rotflossen-Antennenwels (Phractocephalus hemiliopterus) durch den Glasboden hindurch beobachten und ablichten zu können.

In der tropischen Seewasserabteilung verharrte mein Blick ins übergroße Becken zunächst unwillkürlich bei dieser ausgewachsenen Grünen Meeresschildköte und wurde dann auf eine aus ihrem Versteck herausgekommene Muräne gelenkt, die mich ihrerseits zu beobachten schien.

Besonders schön waren die Seepferdchen, wohl die einzigen Fische, die aufrecht schwimmen. Jedes sah farblich anders aus. Man sagt ihnen ja nach, dass sie gern einmal die Farbe wechseln, je nachdem in welcher Stimmung sie gerade sind. Auch beim Laichen soll dies der Fall sein.

Aber auch in den anderen Bereichen gab es eine Vielzahl weiterer Salzwasserbewohner und Süßwasserfische (Kalt- wie Warmwasser) zu entdecken, die folgenden Fotos stellen nur eine kleine Auswahl dar.

Speziell herausheben möchte ich den in Amazonien weit verbreiteten, räuberisch lebenden Stör-Antennenwels (Platystomatichthys sturio). Bei dieser Art ist der Körper sehr flach und langgestreckt. Das Maul ist unterständig, hinzu kommt die aufwärts gebogene Partie des vorderen Kopfes, was schließlich dem Wels sein störartiges Aussehen gibt. 

Zu guter letzt statteten wir noch dem im zweiten Stock befindlichen Tropenhaus einen Besuch ab. Um das hautnahe Erleben der Tierwelt besser zu ermöglichen, können sich die meisten Tiere darin völlig frei bewegen und es gab praktisch fast keine Barrieren, die uns als Besucher von den Tieren trennten. Besonders faszinierten mich die Nilflughunde, die noch an ihren Versteckplätzen herunterhingen, allerdings bereits sichtlich unruhig auf das baldige Löschen der Beleuchtung warteten. 

Nilflughunde (Rousettus aegyptiacus)

Außergewöhnlich imposant waren zwei Vertreter schon farblich ansprechender Vogelarten. Diese beiden Exemplare hatten ihre Scheu vor dem Menschen bereits fast ganz abgelegt.

Besonders zahm war der Gelbschnabeltoko, eine afrikanische Vogelart, die zu den Nashornvögeln gehört. Dieses Tier hatte eine ganz besondere Ausstrahlung.

Das zum Abschluss im Haus des Meeres eingenommene Abendessen mit Spezialitäten aus dem Burgenland schmeckte ausgezeichnet, hielt uns aber nicht davon ab, in Hotelnähe später noch eine Brauereigaststätte aufzusuchen, um dort einen letzten Schlaftrunk einzunehmen.

Aquarienhaus Schönbrunn

Der Dienstagvormittag war ganz dem Schönbrunner Tiergarten in Wien vorbehalten. Vor der eigentlichen Führung hatte jeder schon einmal ausreichend Zeit, sich umzusehen. Ich nutzte die Gelegenheit, in Ruhe im dortigen Aquarienhaus die durchweg schön eingerichteten Becken bestaunen und einige Aufnahmen machen zu können.

In einem langgestreckten Landschaftsaquarium mit auffällig üppiger Vegetation leben Piranhas. In einem weiteren Becken ist ein großer Zitteraal (Elektrophorus electricus) auszumachen. Die Abgabe elektrischer Impulse dient in erster Linie zu seiner Orientierung.

Für mich als Welsenthusiasten war natürlich das riesige, 130.000 Liter beinhaltende Tunnelaquarium besonders beeindruckend, zumal es neben Gabelbärten und Süßwasserrochen auch mit großen südamerikanischen Raubwelsen wie dem Rotflossen-Antennenwels (Phractocephalus hemiliopterus) oder dem Tigerspatelwels (Pseudoplatystoma fasciatum) und Dornwelsen wie dem Schwarzen Dornwels (Pseudodoras niger) besetzt war.

Auch das gewaltige Korallenbecken hinterließ einen bleibenden Eindruck. Herrlich anzuschauen war diese Unterwasserlandschaft, und bei längerem Betrachten fühlte man sich gleich an den Symposionsvortrag der österreichischen Zoologin und Verhaltensforscherin Ellen THALER über Abhängigkeiten im Korallenriff erinnert. 

Im Terrarienhaus beobachtete ich unter anderem Schlangen, Schildkröten, Leguane und Kröten.

Farbenprächtige, nur wenige Zentimeter große Pfeilgiftfrösche können in einem großzügigen Regenwald-Terrarium bewundert und auch belauscht werden, denn ihr Quaken wird über spezielle Lautsprecher in den Besucherraum übertragen. Die Tiere sind für ihr hochwirksames Gift und ihre auffällig leuchtende Färbung bekannt. Durch diese Kombination müssen sie nur wenige Feinde fürchten.

Dr. Dagmar SCHRATTER führt durch den Schönbrunner Tiergarten.

Dr. Dagmar SCHRATTER, die Direktorin des Schönbrunner Tiergartens, begrüßte uns, übernahm den ersten Teil der Führung und wies dabei vor allem auf einige Neuerungen und Neuzugänge hin. Besonders stolz ist man auf den zweiten Pandanachwuchs, der liebevoll von der Mutter in der Wurfbox umsorgt wird, was die Besucher live über einen Videobildschirm beobachten können.

Thomas WAMPULA, im Schönbrunner Tiergarten für Technik und Projektentwicklung zuständig, zeigte uns sodann im zweiten Führungsteil weitere ausgesuchte Bereiche des Tierparks. 

Für mich am interessantesten waren dabei die drei Außenaquarien, die so groß sind wie Swimming-Pools und Teil eines Naturerlebnispfades bilden. Besetzt sind sie heimischen Fischen. Das oberste Becken repräsentiert die Gewässer der Bergwelt, in denen Bachforellen, Seesaiblinge, Äschen und Aalrutten leben. Im daran anschließenden Fluss-Becken sind unter anderem Huchen, Nasen und Störe zu sehen. Das dritte Teichaquarium ist einem Altarm gewidmet. Hier sieht man Welse, Zander und Hechte.

Es folgte ein Gang durch die neue Südamerika-Anlage. Danach war es einigen wenigen vergönnt, zusammen mit Thomas einen exklusiven Blick in die Quarantäne- und Aufzuchtstation im Keller des Aquarienhauses zu nehmen. Wenn man diese mit anderen Anlagen vergleicht, so ist in puncto Sauberkeit, Großzügigkeit und Übersichtlichkeit das Prädikat mustergültig mehr als angebracht.

Thomas wies zunächst auf dieses Großbehältnis hin, in dem sich zwei Exemplare der sehr seltenen Batagur-Schildkröte (Batagur baska) befanden, einer Wasserschildkröte, von der es weltweit nur noch wenige Exemplare gibt. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der bis 60 Zentimeter großen Art umfasst unter anderem Thailand, Kambodscha, Vietnam und Sumatra. Sie lebt in größeren und tiefen Süßgewässern, geht aber auch ins Brackwasser. 

Die Tiere ernähren sich fast ausschließlich von Pflanzen. Da ihr Fleisch und ihre Eier seit jeher als Delikatesse gelten und ihr Panzer zu Heilmitteln verarbeitet wird, sind sie heute beinahe ausgerottet. Nur noch 20 Individuen sollen der Wissenschaft bekannt sein. Robert GUGGENBÜHL, der Obmann der DCG Schweiz und Ehrenpräsident der Aquaria St. Gallen, einigen auch als Hersteller der Züchterflocke (ZÜFLO) bekannt, war wie ich sichtlich beeindruckt.

Und siehe da, dem Schönbrunner Tiergarten ist bereits die weltweit erste Nachzucht dieser Wasserschildkrötenart gelungen, wie die beiden Jungtiere im Nachbarbecken belegen.

In besonderen Aufzuchtbecken werden Quallen und Seepferdchen nachgezüchtet.

Wie man im Folgenden sehen kann, versucht man sich in der Nachzucht verschiedenster Fischarten (darunter vielen Raritäten wie dem Blinden Höhlenfisch Phreatichthys andruzzi), aber auch seltener Molchspezies. Und auch die Meerwasseraquaristik kommt nicht zu kurz.

Nach dem Mittagessen im Gasthaus Tirolergarten wurden wir in der Spanischen Hofreitschule von Wien mit einem Glas Sekt empfangen. Sodann besuchten wir in einem geführten Rundgang die unterschiedlichsten „Stationen“, die den besonderen Charme dieser Institution ausmachen: Die Winterreitschule, die Sommerreitbahn und die Stallburg, Wiens bedeutendstes Renaissancegebäude, mit den Stallungen der Lipizzaner.

Wiener Kaffehaus

In einem der zahlreichen Kaffehäuser hatten wir Gelegenheit, dieses bis heute wichtige Stück urwienerischer Tradition kennen zu lernen, ein bisschen von dieser Wiener Gemütlichkeit zu tanken und zugleich über unsere Stadtführerin Wissenswertes über die dortige Kaffeehauskultur zu erfahren, die lange Tradition genießt.

Abgeschlossen wurden die am 28. September durchgeführten Exkursionen mit einer Fahrt per Expresslift auf die Aussichtsterrasse des Donauturms, eines der bekanntesten Wahrzeichen von Wien. In weniger als 30 Sekunden führte uns der Fahrstuhl auf die Aussichtsterrasse und vor allen Dingen hinein in das drehbare Panoramarestaurant auf 170 Meter Höhe, wo wir bei einem sensationellen Blick über ganz Wien mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt wurden.

Fazit: Wieder einmal ist es Evelyn KOLAR, der Organisatorin des Internationalen Symposions für Vivaristik "Mensch - Tier - Umwelt", geglückt, über eine ausgewogene Zusammensetzung der Vortragsthemen und einen gelungenen Veranstaltungsverlauf hinaus auch lehrreiche neue Exkursionen zu planen und auszurichten. Kein Wunder, trug sie doch zusammen mit ihrem allzu früh verstorbenen Mann Prof. Dr. Kurt Kolar bereits zum Erfolg der Symposien in einer Zeit bei, als dort Konrad Lorenz teilgenommen oder Helmut Stallknecht referiert hat – Persönlichkeiten, die keiner Erläuterung bedürfen.

 

Das Symposion ist in dieser Form sicherlich einmalig und eignet sich auch zum Kennenlernen von Gleichgesinnten. Es wird von der Stadt Wien, dem Schönbrunner Tiergarten und dem Haus des Meeres gesponsert, das Preis-/Leistungsverhältnis ist entsprechend gut.

 

Nähere Informationen zu der Veranstaltung finden sich unter der Plattform für alle Freunde des Internationalen Symposions für Vivaristik

Plattform für alle Freunde des Internationalen Symposions für Vivaristik "Mensch - Tier - Umwelt"

Interessierte können sich in den E-Mail-Verteiler mit aufnehmen lassen und werden dann rechtzeitig über Programm und weitere Ausgestaltung des am 23. September 2011 beginnenden 35. Symposions unterrichtet – in dem Fall bitte eine entsprechende Kurznachricht per Mail an Karl KOLAR richten, der die Symposionswebsite betreut und über Neuerungen informiert.

 

Dieser Beitrag erschien auch in Aqua-Terra Austria (ATA) 2/2011: 4-10.

Aqua-Terra Austria (ATA) 2-2011
Hochinteressante Exkursionen beim Symposion für Vivaristik in Litschau/Niederösterreich
Hierbei handelt es sich um eine Kurzfassung des obigen Berichts (erschienen in Datz 12/2010) zum Download.
Datz-12-2010.pdf
Adobe Acrobat Dokument 80.8 KB

Wolfgang Ros


 

34. Symposion in Litschau/Niederösterreich - Hoteldorf und Herrensee

 

Der Wolfgang hat ja schon einiges zum 34. internationalen Symposion für Vivaristik. "Mensch - Tier - Umwelt" geschrieben. Nun möchte ich zum Veranstaltungsort noch etwas anmerken.

Seminardorf Königsleitn in Litschau/Niederösterreich

Während der Tagung waren wir in Litschau im Seminardorf Königsleitn untergebracht, das inmitten der idyllischen Hügellandschaft des Waldviertels, direkt am schönen Herrensee, liegt. Meine Frau Ingrid und ich sind schon ein paar Tage vor der Veranstaltung angereist und konnten so die Umgebung genauer erkunden. Das Hoteldorf, das aus 15 typischen Waldviertler Dreiseithöfen besteht, in denen 121 Appartements mit einer Größe von 30 bis 60 m² (für 1 bis 5 Personen) untergebracht sind, ist für Naturliebhaber bestens zu empfehlen.

Die Wohnungen sind zweckmäßig und sauber. Natürlich kann man das Ganze nicht mit einer 5-Sterne Hotelanlage vergleichen. Aber welcher Aquarianer und Tierfreund sucht schon solche Hotels? Das gastronomische Angebot vom Dorfwirt, Familie Biemann, mitten im Hoteldorf, kann man als hervorragend bezeichnen.

Herrensee in Litschau/Niederösterreich

Ein Wald umgibt die Häuser und zum nahen Herrensee sind es nur wenige Meter. Er besitzt eine Teichfläche von 22 ha. Auch nicht so sportliche Typen wie ich können den See auf guten Wanderwegen bequem umgehen. Der See ist hauptsächlich mit Zander, Hecht, Waller und Karpfen besetzt.

Herrensee in Litschau/Niederösterreich
Karpfen

Der Waldviertel–Karpfen gehört natürlich zu den heimischen Delikatessen. Angelkarten gibt es in den meisten einheimischen Geschäften von Litschau. Am See ist für Naturfreunde genügend zu beobachten. Die üppige Sumpfzonenvegetation ist nicht uninteressant .Kleinfische in Ufernähe gibt es oft zu sehen und so manches größere Exemplar springt mit einem nicht überhörbaren Klatschen schon mal einer schmackhaften Beute nach.

Natürlich kann man auch so richtig die Seele baumeln lassen. Es muss ja nicht immer gleich der Amazonas sein...

Seminardorf Königsleitn in Litschau/Niederösterreich

Noch ein Tipp zum Schluss: Von Litschau aus ist es nach Schrems nicht weit, wo sich das so genannte Unterwasserreich befindet, ein absolutes Muss für jeden Aquarianer und Naturfreund. Siehe auch folgenden Blog-Eintrag.

Reinhold Wawrzynski

Kommentar schreiben

Kommentare: 0