Wels in Trendfarben: Der Liniendornwels (Platydoras costatus)

Liniendornwels (Platydoras costatus)

Die modebewussten Damen unter Ihnen werden mich gleich berichtigen. Die Trendfarben für den Herbst 2010 sind eindeutig petrol und lila. Na ja, solche bunten Welse kann ich natürlich nicht bieten, aber beige/braun gestreift sieht eigentlich auch immer recht gut aus. Und dabei macht das noch so schlank. Doch Spaß beiseite:

 

Schilbe intermedius

Schöne bunte, auffällige Welse gibt es kaum. Richtige Welsfreaks finden sogar an mausgrauen Schilbe intermedius noch Gefallen. Schließlich gibt es auch noch Welse in steingrau, mittelgrau, graubeige, dunkelgrau und hellschwarz. Natürlich kennen wir riesige Raubwelse in tollen Kontrastfarben mit gelber oder roter Beflossung. Nicht jeder hat für solche Gesellen den nötigen Platz. Kleiner bleibende Harnischwelse können farblich auch sehr attraktiv sein, haben aber auch stolze Preise.

Ich möchte Ihnen daher einen Wels vorstellen, der eigentlich relativ wenig gehalten wird. Der aus der Familie der Doradidae stammende Platydoras costatus wurde bereits Mitte der 1960er-Jahre eingeführt. Auch ich hatte als Jugendlicher ein einzelnes Exemplar, das man allerdings nie sah. Vielleicht haben Sie ähnliche Erfahrungen.

Platydoras costatus
Der Liniendornwels gehört zu den farbintensivsten Welsen.
Liniendornwels (Platydoras costatus)

Heute halte ich die Tiere wieder, allerdings in Gruppen und erfreue mich immer wieder an den farbenprächtigen „Dornlingen“. In ein Becken mit 100 cm Kantenlänge sollte man sieben bis neun Tiere einsetzen. Sicher schwimmen nie alle Welse gleichzeitig an der Sichtscheibe - schon gar nicht bei starker Beleuchtung und signalisieren: „Hallo, hier bin ich!“

 

Liniendornwelse sind dämmerungs- und nachtaktiv und brauchen nur eine schummerige Beleuchtung, Aber bei ihrer Verfressenheit halten sie es zur Fütterungszeit und damit in den Abendstunden nicht lange in ihren Verstecken aus. Also, die Hälfte der Welsbesetzung bekommt man fast immer zu sehen. Bei welchen teuren L-Welsnummern ist das schon der Fall?

Aquarium für Liniendornwelse.
So sollte ein Aquarium für Liniendornwelse aussehen: stark strukturiert.
Platydoras costatus - Aquarium
Ausschnitt aus dem Spezialbecken. Selbstverständlich hat das nichts mit einem holländischen Pflanzenbecken zu tun.
Platydoras costatus: Ganz wichtig für die optimale Haltung von Liniendornwelsen sind Höhlen und Unterstände.

Natürlich benötigt Platydoras costatus ein reich strukturiertes Aquarium mit Höhlen (getöpfertes Material oder die bekannte Kokosnussschale) und anderen Verstecken (Moorkienholz, Steinholz, Steine usw.) Oft zwängen sich mehrere Welse in eine Höhle, obwohl noch andere Verstecke frei wären. In Sandböden können sie sich auch einwühlen.

Platydoras costatus
Die Unterseite von Platydoras costatus ist weiß/beige.
Platydoras costatus: Die Tiere sind gesellig und sollten immer in einer Gruppe gehalten werden.

Auf eine Bepflanzung im Welsbecken verzichte ich zurzeit immer mehr. Sieht nicht eine Begrünung - das Auge will ja auch etwas haben - mit Zweigen aus Buchenholz (mit oder ohne Blätter) viel natürlicher aus? Das Becken braucht nicht hoch zu sein, wichtiger ist wieder die Bodenfläche. Als Gesellschafter bietet sich eine kleine Gruppe ruhiger hochrückiger Salmler an. Bei mir leben die Dornwelse ganz unter sich. Junge Guppys oder Neonsalmer können schon einmal verschwinden. Untereinander sind die Tiere friedlich und gesellig.

 

Ansonsten sind diese Welse Allesfresser. Futtertabletten und gefrostete Mückenlarven werden gern genommen. Weshalb Platydoras costatus zu den Dornwelsen gehört, erfährt der Unwissende schnell, wenn er die Tiere mit einem normalen Netzt fängt. Besser geht es mit einem sehr feinen Welsnetz (gibt es im Handel), mit einer Fangglocke oder ganz vorsichtig (!!!) mit den Händen. Sofern man die Hände nimmt, dann bitte nicht drücken, denn die dornigen Burschen können auch stechen! Mit einem festen Welsgriff (Rückenflosse) klappt das bald ganz gut.

 

Die Tiere können ungeschickten Fängern allerdings auch die Finger zwischen Brustflosse und Körper klemmen. Aber keine Angst. Gefährlich sind sie nun wirklich nicht. Große Raubwelse sind meistens schlimmer. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass diese Dornwelse bei – auch vermeintlicher – Gefahr ein milchiges „Gift“ abgeben können. Bei mir ist es deswegen einmal bei der Neubesetzung im Aquarium mit 70 Rotkopfsalmlern zu zahlreichen Salmlerverlusten gekommen. Im Hinblick auf eine mögliche Vergiftung bei Menschen hat man wohl aber wenig zu befürchten.

In letzter Zeit werden oft 4 bis 6 cm niedliche Nachzuchten, überwiegend aus der Tschechei und Russland im Handel angeboten. Die Preise sind akzeptabel, so eine Gruppe bekommt man schon relativ günstig. Vergessen sollte man nicht, dass die Tiere bei guter Pflege bis 20 cm lang werden können. Dafür hat man sie dann auch jahre- oder jahrzehntelang.

 Reinhold Wawrzynski

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